Antrag zur Sitzung des Ausschusses für Kultur und Weiterbildung am 21.04.2020:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Mast-Weisz,

sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender Humpert,

die CDU-Fraktion bittet Sie darum, folgenden Antrag in die Tagesordnung der oben genannten Sitzung aufzunehmen und zur Abstimmung zu stellen:

Die Verwaltung wird beauftragt, in Form einer Gegenüberstellung darzustellen, an welchem Ort die in der Begründung beschriebene „Bibliothek der Zukunft“ in Remscheid realisiert werden könnte. Die Verwaltung möge darlegen, ob eine solche Zukunftsentwicklung unserer städtischen Bibliothek im derzeitigen Gebäude (Scharffstraße 4-6) möglich ist, mit welchen Kosten eine solche Weiterentwicklung am jetzigen Standort verbunden wäre und ob eine solche Lösung wirtschaftlich und konzeptionell nach Auffassung der Verwaltung vernünftig und vertretbar erscheint. Die Verwaltung möge ferner darlegen, ob eine solche Zukunftsentwicklung unserer Bibliothek an einem Standort im unteren Drittel der Alleestraße möglich wäre, mit welchen Kosten dies verbunden wäre und ob eine Planung im Bereich der Alleestraße wirtschaftlich und konzeptionell vernünftig und vertretbar erscheint. Außerdem wird die Verwaltung beauftragt zu prüfen, welches der beiden Modelle die besseren städtebaulichen Impulse verheißt.

 

Begründung:

Seit einigen Jahren entwickeln sich unsere öffentlichen Bibliotheken „von der altehrwürdigen Bildungsstätte“ hin „zum multiplen Kultur- und Veranstaltungsort“ (Simon Strauss). Auch unsere Stadtbibliothek in Remscheid wird nur dann eine gute Zukunft haben, wenn sie diesen Weg beschreitet – oder sie wird keine haben. Immer mehr Remscheiderinnen und Remscheider lesen und bilden sich elektronisch. In der modernen Bibliothek der Zukunft geht es um mehr als „nur“ Bücher: Es geht um Begegnung, Kommunikation, Unterhaltung, Dienstleistung und Integration. 

Der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Weiterbildung, Karl Heinz Humpert, hat auf diese Modernisierung bereits in verschiedenen Interviews und auf Beispiele in Gouda, Aarhus und Helsinki verwiesen. Dort sind Bibliotheken auch ein Ort, an dem gelesen wird – aber es geschieht noch viel mehr. Auch die neue Bibliothek in Duisburg befindet sich auf dem Weg hin zu dieser Entwicklung und wurde von den Mitgliedern des Kulturausschusses im vergangenen Jahr bereits besichtigt. Der Kulturausschuss hat diese Überlegungen also bereits parteiübergreifend aufgegriffen.

Ohne Mut und Zukunftsvisionen werden wir unsere Heimatstadt nicht weiterentwickeln. Die technische Weiterentwicklung und Neukonzeption der Bibliothek entscheidet auch mit über die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt, die erst am Anfang der digitalen Entwicklung steht. Dass in der Bibliothek der Zukunft Bücher keine Hauptrolle mehr spielen, sondern eine wichtige Rolle unter vielen einnehmen, mögen Kulturkritiker beklagen. Doch wir können den Zug der Zeit nicht aufhalten, sondern wir können Zukunft nur gut gestalten – oder sie eben einfach willen- und tatenlos „geschehen“ lassen.

Wir wollen die Bibliothek der Zukunft gemeinsam mit der Verwaltung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bibliothek gestalten und dabei Impulse aus der Bürgerschaft aufnehmen. „Mit jeder Wikipedia-Seite, jedem neuen Google-Books-Scan verliert die Bibliothek als Ort der Informationsbeschaffung und des Bildungsgewinns an Selbstverständlichkeit. Weltweit fallen die Ausleihzahlen, Stellen werden gestrichen, Öffnungszeiten reduziert und Etats gekürzt“, schrieb Simon Strauss schon vor fünf Jahren in der FAZ in seinem ansonsten eher kritischen Bericht über das Dokk1 in Aarhus. Im Jahr 2020 ist die Entwicklung noch rasanter vorangeschritten. Will die Bibliothek ihre Kunden nicht auf lange Sicht verlieren, dann muss sie sich wandeln.

Vorstellbar in einer Remscheider Bibliothek ist neben dem „üblichen Betrieb“, dem Lesen und Entleihen von Büchern, auch die Einrichtung eines Cafés, die Bereitstellung eines 3D-Druckers, ein Programmkino, das Angebot verschiedener digitaler Bürgerservices etc. Aber es wird in der neuen Bibliotheken selbstverständlich auch ruhige Bereiche geben. Doch auch in den stillen Bereichen wird es die Möglichkeit geben, dass sich die Besucherinnen und Besucher in kleinen Räumen oder Sitzecken zusammensetzen und kommunizieren können.

Die CDU-Fraktion Remscheid bekennt sich ohne Wenn und Aber zur Bibliothek der Zukunft als Leuchtturmprojekt und Zukunftsvision für die Bildungs- und Familienstadt Remscheid! Wir sind der Meinung, dass von einem Standort im unteren Drittel der Alleestraße erhebliche städtebauliche Impulse ausgehen könnten. Dort befindet sich derzeit noch ein städtebaulicher Problembereich. Dort ist eine gute Anbindung an den ÖPNV (Friedrich-Ebert-Platz und Markt) gegeben. Mit einer neuen Zentralbibliothek im unteren Drittel der Alleestraße könnten der Markt (Markt 13, Evangelische Stadtkirche, Vaßbendersaal) sowie der Bereich der Alten Bismarckstraße (My Viertel) zu einem echten Kultur- und Begegnungsquartier werden. Aber um eine finale Entscheidung treffen zu können, benötigen wir die im Beschlusstext erläuterte Gegenüberstellung der beiden Modelle (Standort Scharffstraße versus Standort Alleestraße) mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen.

Wir betonen, dass die in diesem Antrag formulierten Überlegungen zunächst nur für die Zentralbibliothek gelten. Doch selbstverständlich brauchen auch die Bibliothek in Lennep und die angedachte neue Bibliothek in Lüttringhausen unsere Unterstützung auf dem Weg hin zu einer modernen Bibliothek. Doch diese Überlegungen würden den Rahmen dieses Antrags sprengen, der sich deshalb auf die Zentralbibliothek beschränkt.

 

Mit freundlichen Grüßen

  

gez. Jens Nettekoven                                                     

CDU-Fraktionsvorsitzender                                        

 

 

gez. Tanja Kreimendahl

Stv. CDU-Fraktionsvorsitzende

 

 

gez. Mathias Heidtmann

Stv. CDU-Fraktionsvorsitzender

 

 

gez. Monika Hein

Sprechern im Kulturausschuss 

 

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